Kurzbeschreibung: |
Der demographische Wandel stellt die Medizin vor eine neue Herausforderung. Immer mehr Menschen werden älter und sind auf spezielle Hilfe angewiesen, da der Organismus einer 80jährigen anders als einer 30jährigen funktioniert. Dieses spezifisch Fach ist die Geriatrie, auch Altersmedizin oder Altersheilkunde genannt, die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. Sie befasst sich mit den physischen, psychischen, funktionalen und sozialen Aspekten in der Versorgung von akuten und chronischen Krankheiten, der Prävention und Rehabilitation sowie der Situation am Lebensende alter Patient:innen älter als 65 Jahre. Dabei spielt die Multimorbidität, das gleichzeitige Bestehen mehrerer Krankheiten bei einer Person und relevanter Faktor bei der Definition geriatrischer Patient:innen, eine wesentliche Rolle als besondere Herausforderung in der geriatrischen Therapie (hochbetagt mit z. B. Herz- und Nierenschwäche sowie orthopädisch bedingten Schmerzen gleichzeitig). Daher ist es das Ziel der Geriatrie, nicht nur bestimmte Symptome zu behandeln, sondern die Patient:innen in ihrer Gesamtheit im Blick zu haben, um ihnen dann dabei zu helfen, so weit und so lange wie möglich ihre Autonomie und Gesundheit im Alltag zu erhalten oder auch zu verbessern.
Hierfür wird neben den bekannten ärztlichen Untersuchungsmethoden zudem ein geriatrisches Assessment, ein multidimensionales diagnostischer Prozess, zur Erfassung der medizinischen, psychologischen und funktionellen Defizite sowie Ressourcen der Patient:innen durchgeführt. Pflegerelevante Assessments sind zum Beispiel der Barthel-Index als Abbildung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL, englisch ADL = Activities of daily living) sowie die Erhebung des Ernährungszustands (z. B. Mini-Nutritional-Assessment).
Typische Erkrankungen des alten Menschen sind z. B. ein dementielles Syndrom, Herz- und Nierenschwäche, Sarkopenie, Atherosklerose, Parkinson-Syndrom, Diabetes mellitus Typ II sowie Osteoporose mit bereits stattgefundenen Frakturen, die als Ursachen für die geriatrischen Syndrome dienen können. Zu diesen werden z. B. Immobilität, Inkontinenz, Instabilität, intellektueller Abbau gezählt, welche dann in der Summe zu einer leichten bis ausgeprägten Pflegebedürftigkeit führen können. Ziel dieser Vorlesung ist es auch, die Studierenden für diese Patient:innen zu sensibilisieren und deren Empathie sowie Verständnis herzustellen bzw. zu fördern.
Geriatrische Behandlung findet in akutgeriatrischen Abteilungen (Akutgeriatrie und Frührehabilitation), geriatrische Rehabilitationen, geriatrischen Tageskliniken, mobilen geriatrischen Rehabilitationen sowie in Zentren wie z. B. Alterstraumatologie statt. Dabei werden in dieser Vorlesung die Unterschiede zwischen den einzelnen Behandlungsformen dargestellt (in Berlin gibt es z. B. keine geriatrische Rehabilitation (Stand 2022), in manchen anderen Bundesländern ist der Anteil hingegen sehr hoch).
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